Suche
Stethoskop
Ursachen von Neurodermitis
Die Ursache von Neurodermitis ist meist eine Fehlreaktion des Immunsystems durch verschiedene Auslöser von außen in Verbindung mit einer erblichen Vorbelastung.
Neurodermitis

Ursachen von Neurodermitis

Neurodermitis, heute korrekterweise als atopische Dermatitis bezeichnet, entsteht durch ein Zusammenspiel aus erblichen und äußerlich bedingten Einflussfaktoren, wobei die genauen Ursachen bis heute unklar sind. Ging man noch im 19. Jahrhundert davon aus, dass es bei dieser Hauterkrankung zu entzündlichen Reaktionen der Nervenenden unter der Haut kommt, weiß man heute, dass Neurodermitis durch eine Überreaktion des Immunsystems entsteht. Somit zählt Neurodermitis zu den atopischen Krankheiten. Atopisch bedeutet so viel wie „fehlgeleitet“ oder „fehl am Platz“. Andere atopische Erkrankungen, die meist vererbt werden, sind beispielsweise Asthma bronchiale oder Heuschnupfen, die häufig in Kombination mit Neurodermitis auftreten.

Entstehung von Neurodermitis

Medizinische Untersuchungen zu den Ursachen von Neurodermitis haben ergeben, dass die atopische Dermatitis vermehrt im familiären Kontext vorkommt. Forschungen zeigten, dass Kinder, deren Eltern an Neurodermitis erkrankt sind, in 60 bis 80 Prozent der Fälle auch eine atopische Dermatitis entwickeln. Ist nur ein Elternteil erkrankt, liegt das Risiko für das Kind bei etwa 40 Prozent. Bei eineiigen Zwillingen sind zu 75 Prozent beide Kinder betroffen.

Entsprechend muss davon ausgegangen werden, dass eine erbliche Komponente für die generelle Bereitschaft der Überreaktion des Immunsystems besteht. Frühe Forschungen identifizierten diesbezüglich 20 Gene, die möglicherweise mit der fehlgeleiteten Immunantwort in Verbindung stehen könnten. Neuere Analysen zeigen jedoch, dass bestimmte Defekte im sogenannten Filaggrin-Gen oder auch ein bestimmtes Zusammenspiel unterschiedlicher anderer Genkonstellationen dafür sorgen, dass die Barrierefunktion der Haut gestört ist.

Bei Menschen mit Neurodermitis ist die Bildung eines spezifischen Strukturproteins gestört. Fehlt dieses Strukturprotein, kommt es zu Störungen bei der Schweiß- und Talgbildung, was die Haut rissig und trocken macht. Infolgedessen kann sich die Haut nicht mehr ausreichend schützen. Äußerliche Einflüsse wie Hitze oder Kälte sorgen für weitere Austrocknung und Risse in der Haut, womit ein Teufelskreis beginnt: Erreger von außen, wie z. B. Viren, Bakterien oder Pilze, können nun ungehindert eindringen, Entzündungen verursachen und die Hautbarriere weiter schädigen.

Auslöser von Neurodermitis

Nicht jeder Mensch mit einer erblichen Vorbelastung entwickelt eine Neurodermitis. Experten gehen viel mehr davon aus, dass die Kombination aus dieser erblichen Veranlagung in Verbindung mit bestimmten, individuell verschiedenen Provokationsfaktoren für die Überreaktion des Immunsystems sorgt. Dringen diese Auslöser (Trigger) in die Haut ein, kommt es bei den Betroffenen zu einer überschießenden Immunabwehr, was einen Neurodermitis-Schub zur Folge hat.

Die auslösenden Trigger sind von Patient zu Patient verschieden. Häufig sind bekannte Aeroallergene wie beispielsweise Tierhaare, Hausstaubmilben oder auch Pollen für einen Schub verantwortlich. Auch bestimmte Nahrungsmittel, wie z. B. Nüsse, Soja, Eier, Fisch, Weizen- oder Milchprodukte können das Krankheitsbild hervorrufen, wobei solche Nahrungsmittelallergien meist bei jungen Patienten diagnostiziert werden.

Weiterhin gehören auch mechanische Reizungen zu den Ursachen von Neurodermitis, so z. B. Wolle oder starkes Schwitzen. Auch übermäßige Hygiene mit reizenden Waschmitteln oder wiederkehrende (beispielsweise beruflich bedingte) Tätigkeiten in einem feuchten und/oder stets schmutzigen oder staubigen Umfeld können ein atopisches Ekzem verursachen. Weitere bekannte Auslöser von Neurodermitis sind klimatische Einflüsse, wie starke Hitze oder Kälte und auch hohe Luftfeuchtigkeit und Schwüle.

Außerdem vermuten Mediziner einen Zusammenhang zwischen dem seelischen Gleichgewicht eines Patienten und einem Neurodermitis-Schub. Forschungen haben gezeigt, dass Stress, Traurigkeit und seelische Spannungszustände in Verbindung mit einem Krankheitsschub stehen können. Besonders diese psychosomatische Komponente kann zu einem Teufelskreis bei Patienten mit Neurodermitis führen, die sich meist wegen ihres äußerlichen Hautbildes bei einem akuten Schub ohnehin unsicher und beschämt fühlen.

Sabrina Mandel