In Deutschland erkranken etwa 13 Prozent der Kinder noch vor dem Einschulungsalter an Neurodermitis. Mehr als die Hälfte der betroffenen Kinder entwickelt die Krankheit bereits während der ersten sechs Lebensmonate. Neben einer erblich bedingten Veranlagung vermuten Wissenschaftler, dass diese hohe Erkrankungsrate im Kleinkindalter zum einen mit veränderten Umweltbedingungen zusammenhängt. Zum anderen sorgt scheinbar eine übertriebene Hygiene dafür, dass sich das Immunsystem im Säuglingsalter nur unzureichend entwickelt und infolgedessen auf eigentlich alltägliche Provokationsfaktoren eine Überreaktion zeigt. Bei Säuglingen, die gar nicht oder nur für einen kurzen Zeitraum gestillt werden, ist die Erkrankungsrate besonders hoch.
Erste Anzeichen einer Neurodermitis können bereits in den ersten Lebensmonaten auftreten. Bei Säuglingen zeigen sich die Ekzeme typischerweise als sogenannter Milchschorf, der sich zunächst in Form kleiner verkrusteter Stellen an den Wangen, hinter den Ohren und auch am Scheitel bemerkbar macht. Die nässenden Ekzeme breiten sich meist über den gesamten Kopf aus und entwickeln eine gelblich verkrustete Schicht. Mit zunehmendem Alter des Säuglings breiten sich die Ekzeme häufig von Kopf und Gesicht hin zu den Armen und Beinen des Kindes aus. Obwohl die Hautpartien stark ausgetrocknet erscheinen und schuppige Stellen aufweisen, nässen sie meist stark und bilden Krusten. Für das Kind und auch die Eltern ist dieser Zustand meist eine starke Belastung, weil die betroffenen Hautstellen sehr stark jucken, was die Schlaf- und auch die Lebensqualität des Kindes deutlich beeinflussen kann.
Bei Säuglingen und Kleinkindern mit Neurodermitis ist die gesamte Familie gefordert. Während bei Erwachsenen mit Neurodermitis-Schüben versucht werden sollte, den Juck-Kratz-Kreislauf bewusst mit alternativen Verhaltensweisen zu durchbrechen, ist dies bei kleinen Kindern kaum möglich. Um das Aufkratzen der entzündeten Hautstellen zu verhindern, sollten Eltern möglichst darauf achten, dass die Fingernägel des Kindes immer kurz geschnitten sind. Außerdem sind im Fachhandel spezielle Neurodermitis-Overalls erhältlich, die an den Ärmeln ähnlich wie ein Handschuh vernäht sind. Eltern sollten vorab Rücksprache mit ihrer Krankenkasse halten, ob diese sich unter Umständen an den Kosten solcher Neurodermitis-Overalls beteiligt.
Für Eltern von Kindern mit Neurodermitis ist es ratsam, sich vom behandelnden Kinderarzt Empfehlungen zur Hautpflege geben zu lassen und auch mit der Krankenkasse über mögliche Hilfen Rücksprache zu halten. Teilweise werden spezielle Pflegeberatungen angeboten, bei denen Psychologen, Dermatologen und Ernährungsexperten den Eltern unterstützend zur Seite stehen.
Grundsätzlich ist die tägliche Hautpflege auch bei Säuglingen und Kindern mit Neurodermitis als Basistherapie zu verstehen. Viele Neurodermitis-Pflegeprodukte sind speziell auf die Bedürfnisse der Haut von Babys und Kindern zugeschnitten. Tritt Neurodermitis bereits in den frühen Lebensmonaten auf, besteht die Möglichkeit, dass sich die Schwere der Erkrankung mit Beginn der Schulzeit, spätestens im Alter der Pubertät nach und nach bessert.
Sabrina Mandel